Prägende Radsaison

Das Bild ist während meines Aufenthalts in den schottischen Highlands entstanden. Glasgow und andere Orte in Schottland haben gemeinsam die bislang grösste Radsport-WM der Geschichte ausgetragen - mit fast allen Rad-Disziplinen inklusive dem Parasport. Ein tolles Erlebnis, das auch die Vorfreude auf die Heim-Weltmeisterschaft in einem Jahr in Zürich grösser werden lässt.

Geprägt haben mich während der Rad-Saison aber die vielen emotionalen, traurigen, zum Stauen bringenden Geschichten, die eben vielleicht nur der Sport in dieser Form schreiben kann. Eine Saison, die ich niemals vergessen werde. Da war Marlen Reusser, die auf dem Weg zu einer WM-Medaille im Zeitfahren vom Rad steigt und später SRF exklusiv ein Interview gibt und sich erklärt. Da war Mathieu van der Poel, der im Strassenrennen der Männer stürzt und dann doch Gold gewinnt. Und wenige Tage später im Crosscountry sürzt und ausscheidet (wie an den Olympischen Spielen). Und ganz viele weitere Geschichten.

Da war aber auch der tragische Unfalltod Gino Mänders an der Tour de Suisse. Eine Figur, die den Radsport in der Schweiz und international durch ihr Menschsein geprägt hat. Ein Mensch, der schmerzlich vermisst wird. Eine Geschichte, die mich als jungen Vater kaum loslässt. Was wir da als Team von SRF erlebt haben, steht in keinem Vergleich zu dem, was der Familie, was der Partnerin, den Freund:innen widerfahren ist. Geprägt hat es uns allemal - für lange.

Als Notiz am Rande: Die Tour de Suisse und die Rad-WM in Glasgow waren die ersten grossen Projekte, an denen ich als Vater teilhatte. Ich habe den tollsten Job der Welt, keine Frage. Aber elf Nächte am Stück im Ausland ohne mein Baby, ohne meine kleine Familie, das war nicht immer einfach. Glücklicherweise gibt es moderne Kommunikationsmittel, die die Distanz für einen kleinen Moment schrumpfen lassen.