Ein Abend für Diversität und Inklusion

Am Samstag wurden in Bern am Swiss Diversity Award zum zweiten Mal Menschen geehrt, die in verschiedenen Kategorien Bemerkenswertes leisten. Ich durfte in der Kategorie Sport eine kleine Laudatio halten - im Wortlauf etwas weiter unten zu finden.

Die Siegerin in dieser Sparte heisst Abassia Rahmani, eine der besten Para-Sprinterinnen der Welt. Und eine faszinierende Persönlichkeit.

Ein bunter Abend. Viele fröhliche Menschen. Noch mehr bleibende Erinnerungen. Es hat richtig gut getan, für einmal nicht einer Minderheit anzugehören. Auf noch mehr Diversität in unserem Leben!

Laudatio: 

Spiel doch nicht so einen schwulen Pass.

O Mann, Schiri, bist du eigentlich behindert?

Simulier doch nicht, du Schwuchtel.

Du siehst ja gar nicht aus wie eine typische Kugelstösserin…

Fussballerinnen: alles Kampflesben!

Und Affenlaute, wenn der gegnerische Spieler afrikanischer Herkunft am Ball ist…

So oder ähnlich klingt es teils leider auch heute noch in der Sportwelt. 

Es hat sich in den letzten Jahren zwar einiges getan. Es muss sich aber noch mehr tun.

Das Credo lautet: Sichtbarkeit schaffen. Diversität zur Normalität machen. In allen Lebensbereichen.

Ich gehe da gern als Beispiel voran. Ich bin divers. Ich bin schwul. Und: Meine Familie hat mittlerweile schweizerische, türkische, jüdische, amerikanische, brasilianische, christliche, muslimische, agnostische, atheistische Wurzeln. Eine richtige Patch-Work-Familie. Mittlerweile wissen alle, die es wissen wollen, dass ich mit einem Mann verheiratet bin. Ah, Moment, in eingetragener Partnerschaft lebe. Klingt wahnsinnig romantisch… item.

Angst vor dem öffentlichen Coming-Out? Nein, aber Respekt. Es verlief recht glimpflich. Zum Glück.

Klar, es gab Stimmen, die sinngemäss meinten: Mir doch egal, mit wem du das Bett teilst. 

Leute, darum geht es nicht.

Es geht um Sichtbarkeit. “Normalität”. Damit es dereinst Coming-Outs wie meines nicht mehr braucht. Denn, sind wir ehrlich: Heteros reden ständig über ihre Heterosexualität, wenn auch implizit. Sie sind präsenter. Gerade im Sport. Mit wenigen Ausnahmen.

Und auch darum geht es mir: Wir sind alles Menschen. Wir sind so viel mehr als unsere Sexualität, unsere Herkunft, unsere allfälligen körperlichen oder geistigen Handicaps, unsere Hautfarbe und unsere Weltanschauung. Wir sind Menschen, die als solche gesehen werden wollen, die sichtbar sein wollen. Mit allen Facetten.

Dazu braucht es Preisverleihungen wie den Swiss Diversity Award. Wir feiern und ehren Menschen aus Minderheiten, die Bemerkenswertes leisten. 

Und: Sichtbarkeit schaffen vor allem die nominierten Sportlerinnen und Sportler … mit ihren grossartigen Erfolgen. Als Vorbilder für die Gesamtgesellschaft, weit über den Sport hinaus. Sie machen Diversität zur Normalität. Wie schön bunt und divers unsere Sport-Welt doch ist!

Stephan Lendi hat mit mir im Vorfeld der Gala in einem Podcast über das Thema Diversität gesprochen:

Stephan Lendi unterhält sich mit Sportmoderator Olivier Borer über Diversity in der Männer- und Frauensportwelt, die Rolle des Behindertensports für die gesellschaftliche Inklusion und Oliviers eigene Geschichte. Warum braucht es die Swiss Diversity Awards? In der Schweiz engagieren sich seit Jahren etliche Personen, Organisationen und Unternehmen dafür, Diversität und Inklusion zu fördern und zu gewährleisten.

Und ein paar Impressionen der Gala dürfen auch nicht fehlen: